Einblicke ins Pferd: Kaumuskulatur

Heute schauen wir uns einen weiteren Baustein des Kauvorgangs an: die Kaumuskulatur.

Muskeln arbeiten nie einzeln, sie stehen über Faszien und Muskelketten immer in Verbindung miteinander. Bewegung entsteht durch das Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen. Dennoch kann es für das Verständnis interessant sein, sich einzelne Muskeln und ihre Lage und Funktionsweise einmal genauer anzuschauen. Und genau das tun wir jetzt am Beispiel der Kaumusklulatur.

Alle Kaumuskeln entspringen am Oberkiefer und setzen am Unterkiefer an, um die Kiefer gegeneinander zu bewegen – also vor allem um zu kauen.

Der stärkste Kaumuskel ist der großflächige Äußere Kaumuskel (Musculus masseter). Er verläuft außen am Pferdekopf von der Jochbeinleiste unterhalb des Auges zum hinteren/unteren Rand des Unterkiefers, wie hier auf dem Bild zu sehen:

Auf dem unteren Bild kann man gut erkennen, dass der Äußere Kaumuskel aus vielen Schichten besteht, die durch Sehnenplatten voneinader getrennt sind und verschiedene Faserverläufe aufweisen.
Wenn der Musculus masseter angespannt wird, werden die Kiefer zusammen gedrückt. Wenn also beide Seiten gleichzeitig arbeiten, wird das Maul geschlossen und die Kiefer werden aufeinander gepresst. Wenn nur eine Seite anspannt, trägt das zur seitlichen Mahlbewegung bei.

Kommen wir zum Schläfenmuskel. Der Musculus temporalis entspringt in der Schläfengrube (oberhalb des Auges) und setzt am Processus coronoideus des Unterkiefers an. Hier noch einmal zur Erinnerung die knöchernen Strukturen:

Der Schläfenmuskel füllt also teilweise die Schläfengrube aus und liegt oberflächlich im Bereich der Schläfengrube und vor den Ohren. Dementsprechend lässt er sich gut ertasten.

Hier kann man auch das Fettgewebe erkennen, über das wir in einer der ersten Folgen bereits gesprochen haben. Bei alten oder sehr abgemagerten Pferden baut es sich meist ab, so dass die Schläfengrube deutlich zu sehen ist.
Die Schläfenmuskeln ziehen ebenfalls den Unterkiefer an den Oberkiefer und unterstützen damit die Äußeren Kaumuskeln beim Schließen des Mauls.

Nun zu den inneren Kaumuskeln (Musculi pterygoidei). Sie liegen, wie der Name schon sagt, auf der Innenseite des Unterkiefers. Am besten lässt sich das auf dem Querschnitt erkennen.

Transversalschnitt durch den Pferdekopf auf Höhe der Proc. coronoideus

Hier sehen wir einen Querschnitt (Transversalschnitt) durch den Kopf des Pferdes. Gut kann man die Unterkieferäste erkennen (Ramus mandibulae), die hier in voller Länge jeweils bis zum Processus coronoideus zu sehen sind und in die Schläfengrube des Oberkiefers hineinreichen (s.o.).
Außen liegen die Äußeren Kaumuskeln (M. masseter) und innen entsprechend die inneren Kaumuskeln (hier nicht markiert, aber ihr könnt es euch sicherlich vorstellen).
Bei der seitlichen Mahlbewegung findet in den Kiefergelenken eine Rotation statt. Um diese Bewegung zu erzeugen, arbeitet der Äußere Kaumuskel der einen Seite mit den inneren Kaumuskeln der anderen Seite zusammen.

Zum Abschluss noch ein weiterer Querschnitt durch den Pferdekopf, auf dem zusätzlich auch nochmal die Schläfenmuskeln (M. temporalis) zu sehen sind:

Transversalschnitt durch den Pferdekopf auf Höhe der Kiefergelenke

 

Das Öffnen des Mauls wird von verschiedenen Muskeln unterstützt, die vom hinteren Teil der Schädelbasis bzw. vom Hals her am hinteren/unteren Rand des Unterkiefers ansetzen. Aufgrund der Schwerkraft wird hier allerdings weit weniger Muskelkraft benötigt als für die Mahlbewegungen des Unterkiefers.