Einblicke ins Pferd: Zähne, Zähne, Zähne

Wie versprochen, soll es heute um die Zähne und das Gebiss gehen.
Haben Pferde genauso viele Zähne wie wir? Wachsen sie ein Leben lang nach? Haben Pferde ebenfalls Milchzähne?

Fangen wir mal mit den Zahlen an: Das Pferd hat regelmäßig im Ober- und Unterkiefer 6 Schneidezähne (Incisivi), 6 vordere Backenzähne (Prämolaren) und 6 hintere Backenzähne (Molaren), also jeweils drei auf jeder Seite.
Die Backenzähne sind durch ihre Stellung eng zusammengepresst und bilden eine einheitliche Kauleiste. Teilweise ist ein vierter vorderer Backenzahn ausgebildet, der den anderen vorgelagert ist und als Wolfszahn bekannt ist – häufiger im Oberkiefer und häufiger bei Hengsten/Wallachen. Bei dem kleinen Zahn handelt es sich um eine Restzahnanlage. Dazu kommen ggf. 2 Hakenzähne (Canini). Die sind allerdings nur bei Hengsten/Wallachen regelmäßig entwickelt, bei Stuten brechen sie nur sehr selten durch, weshalb sie auch auch als Hengstzähne bezeichnet werden.
Der Raum zwischen den Schneidezähnen und den Backenzähnen wird als Lade bzw. Diastema bezeichnet. Wenn Hakenzähne ausgebidet sind, liegen sie im Diastema. Dabei sind die Hakenzähne im Unterkiefer weiter vorne als im Oberkiefer (s. Bild).

Die Schneidezähne dienen dem Aufnehmen und Abbeißen von Futter und die Backenzähen der Zerkleinerung der Nahrung. Die Zähne bestehen aus unterschiedlich harten Substanzen mit unterschiedlichem Abrieb. So entstehen sog. Schmelzfalten, die eine stets raue Zahnoberfläche bieten, um bei der Kaubewegung möglichst effektiv Futter zu zermahlen.

Dieses Bild zeigt, wie die Zähne im Kiefer liegen. Die durch das Zahnfleisch durchgebrochene Krone sehen wir als Zahn im Pferdemaul. Darunter befindet sich die noch nicht durchgebrochene Krone, auch als Reservekrone bezeichnet. Pferdezähne wachsen einen Teil des Lebens nach, danach wird die Reservekrone aus dem Zahnfach geschoben, um den Abrieb auszugleichen. Das bedeutet, dass Pferdezähne in hohem Alter „aufgebraucht“ sein können, weil die Reservekrone bereits vollständig rausgeschoben und abgenutzt wurde.

Hier sehen wir Backenzähne in unterschiedlichen Entwicklungsstadien:

Je größer die Wurzel im Verhältnis zur Zahnkrone ist, umso älter ist der Zahn.

Im Vergleich die nur rudimentär ausgebildeten Wolfzähne:

 

In diesem Querschnitt kann man noch einmal gut erkennen, dass der Oberkiefer breiter ist als der Unterkiefer und dass auch die Zähne des Oberkiefers breiter sind als die des Unterkiefers. Außerdem kann man hier sehen, dass die Zahnflächen in einem schrägen Winkel aufeinander treffen. Das hängt mit der Mahlbewegung beim Kauen zusammen.

Die Kaubewegung läuft folgendermaßen ab: Der Unterkiefer öffnet sich nach unten zu einer Seite hin, schließt sich dann bis die Ober- und Unterkieferzähne dieser Seite Kontakt haben und bewegt sich wieder nach oben/innen, dabei findet mit starkem Druck das Mahlen des Futters statt. Das Pferd kaut also immer nur auf einer Seite, nicht auf beiden Seiten gleichzeitig. Die Seite wird regelmäßig gewechselt, wobei die Pferde in der Regel eine individuelle Lieblingskauseite haben. Oft kann man das an der einseitig stärker ausgeprägten Kaumuskulatur erkennen. Aber später mehr zur Kaumuskulatur.

 

Wie der Mensch hat auch das Pferd Milchzähne, die in den ersten Lebenstagen bis -monaten durch das Zahnfleisch durchbrechen. Später werden sie durch die bleibenden Zähne ersetzt. Wir werden nächste Woche einen genaueren Blick auf den Zahnwechsel werfen.